Triggerwarnung

Vom (Ur)-Misstrauen zum sich wieder trauen und anderen vertrauen Wurdest du schon mal von jemandem betrogen, belogen, misshandelt oder schwer enttäuscht? Wenn ja, wie war deine Reaktion auf diese Tat? Warst du wütend und verletzt oder hast du gleich eifrig auf Rache geschworen? Oder hast du dich zurückgezogen und hast deinen Kummer im stillen Kämmerlein in dich hinein gefressen? Womöglich hast du bittere Tränen vergossen, die keiner sah. Welchen Weg hast du gewählt, Kampf oder Flucht, alles vergessen und weg? Bist du innerlich zu Eis erstarrt und hast seit dem niemandem mehr so richtig vertraut oder hast du alles fein säuberlich unterdrückt in deinem Innersten? Womöglich hast du aber die perfideste Lösung gewählt und belügst dich statt dessen auf elegante Art und Weise selbst? Das passiert, wenn wir uns „zur erstgenannten Tatzeit oben“ selbst idealisieren und von uns behaupten, SO ETWAS würden WIR einem anderen Menschen NIE antun. Schon in dem Augenblick, in dem wir diesen Schwur aussprechen, tun wir einem anderen doch Leid an. Nämlich uns(erem) Selbst. Wir verurteilen uns quasi selbst zu fehlerfreien Perfektionisten auf Lebenszeit. Wir werden neurotisch (wenn wir es nicht schon vorher waren?), arrogant, fühlen uns überlegen und beginnen ein abgekapseltes, „perfektes“ Leben, jenseits vom echten Lebensfluss. Vielleicht werden wir bei diesem „Handel“ tatsächlich nicht mehr nass und schwimmen müssen wir auch nicht mehr lernen, geschweige denn surfen auf den hohen Lebenswellen. Wir sehen nur unser verletztes Recht auf absolute Fairness im Leben, die wir doch verdient hätten als einer von den Guten. Wir dürfen nicht übersehen, dass Perfektion in Wahrheit Stillstand bedeutet. Fehler zu machen hingegen bedeutet menschlich zu sein, lebendig zu sein, Neues auszuprobieren, sich zu entwickeln, zu wachsen und auch mal gnadenlos zu scheitern. Das tückische an Perfektion ist, dass diese (Überlebens)-strategie meist sehr lange nicht erkannt wird als traumatische Reaktion auf erfahrenes Leid, sondern oft noch Beifall erntet von Innen und Außen. Perfektionisten werden oft gelobt, ja sogar beneidet, wie sie das Leben so magisch und bravourös (und brav !)meistern und soooo viel schaffen. Gerne wird dabei übersehen, wie wenig die Perfektionisten (sich) fühlen und wie sehr sie innerlich leiden unter ihrem gut getarnten Ur-Misstrauen gegen den Rest der Welt. Mitmenschen dienen ihnen eher als „Mittel zum Zweck“ statt als vertraute oder gar intime Partner. Der Perfektionist funktioniert und verfolgt seine hohen Ziele meist über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Alles läuft….wie in einer perfekten kleinen und geschlossenen Diktatur. Die Heilung ist oft gar nicht erwünscht, denn es läuft doch alles scheinbar perfekt. Wie aber so oft im Leben, grätscht der „Zufall“ gelegentlich dazwischen in Form eines Schocks z.B.ein Todesfall, eine Trennung, eine schwere Erkrankung oder auch ein eigener Zusammenbruch, weil der Anspannung im Leben das heilende Loslassen fehlte. Das ist auch der Grund, warum sehr viele Menschen nach einer schweren überstandenen Erkrankung oft sagen, dass diese eigentlich ihre Rettung war.