Unter unserer dicken Angstschicht steckt noch eine andere kleine, große Angst. Die Angst, nicht (wieder)geliebt zu werden. Aber auch die Angst zu lieben. Als Kind lieben wir einfach nur. Wir kommen gar nicht auf die Idee, zu fragen, ob auch wir geliebt werden. Es ist uns egal bzw. wir nehmen es einfach als gegeben an, dass wir geliebt werden. Es ist kein „Wie-Du-mir-so-ich-Dir-Spiel“.
Es ist einfach unser natürlicher Zustand des Seins. Liebe ist kein Gefühl, keine Emotion, nein, es ist ein Zustand. Wir lieben einfach und fragen nicht, zweifeln nicht, verbergen nicht und fordern nicht.
Wir sind Liebe. Bedingungslos, rein und strahlend schön. Plötzlich kommt ein Tag, ein Ereignis, ein Wort, eine Tat und wir schließen unser Herz für die herausströmende Liebe. Ab da wird es anstrengend. Wir zweifeln an uns, am Gegenüber, am Leben und fragen uns ständig, ob wir „die wahre Liebe“ (wieder)finden. Plötzlich wollen wir wiedergeliebt werden oder aber wir können uns selbst nicht mehr lieben. Die Liebe wird zu einem Kuhhandel. Wir wollen nicht leer ausgehen. Wir wollen das, was uns zusteht. Möglichst Jetzt ! Wir wollen geliebt werden und zwar von anderen. Wir wollen geliebt werden, obwohl wir selbst uns inzwischen hassen und verurteilen. Wir könnten uns selbst ohrfeigen und das am laufenden Band. Wir hassen uns für jedes Verliebtsein, das nicht erwidert wird, wir hassen uns für jede misslungene Liebesbeziehung, für jede gescheiterte Ehe und je mehr wir uns hassen, desto weniger können wir lieben. Wir starten trotz allem halbherzige Versuche und gehen Beziehungen ein, die von Vorneherein zum Scheitern verurteilt sind. Wir suchen verzweifelt jemanden, der uns liebt „so wie wir sind“. Diese Suche wird vergeblich bleiben, bis wir zurückkehren in die Liebe und bereit sind zu geben, weil wir in Wahrheit ersticken vor zurückgehaltener Liebe. Da ist nämlich kein Mangel, keine Ressourcenknappheit, kein Leid, da ist nur ein übervolles Herz.