Du kannst sie nicht alle töten

Eines der stärksten Gefühle ist Wut. Eines der meistgehassten Gefühle ist Wut. Eines der produktivsten Gefühle ist Wut. Eines der am häufigsten unterdrückten Gefühle ist Wut. Wut ist mächtig, Wut ist zerstörerisch, Wut macht blind und Wut setzt Grenzen. Wut lässt oft unsere Sicherungen durchbrennen, leider oft zur falschen Zeit am falschen Ort. Falls wir uns überhaupt noch trauen, richtig wütend zu werden, versuchen wir allzu oft dieses Gefühl schnell wieder von uns zu schieben. Meist indem wir behaupten, unser Gegenüber, eine Situation oder ein Kommentar hätte uns so wütend gemacht. Wir reagieren zornig oder aufgebracht und beschuldigen unser Gegenüber dafür, dass wir fühlen, was wir ungern fühlen: Eine ohnmächtige Scheiß-Wut! Sobald wir diese Wut fühlen (oder gar ausleben) klingelt unser Warnsystem und Gefühle wie „Das ist falsch“, „Das macht man nicht“ oder „Das darf man nicht“ melden sich zu Wort. Meist sind es Stimmen aus der Kindheit von Eltern, Lehrern oder Vorgestzten, die diese Gedanken entstehen lassen. Wir werden von Klein auf dafür bestraft (meist mit Liebesentzug, Strafen oder gar Schlägen), wenn wir unseren Gefühlen insbesondere der Wut freien Lauf lassen. Warum eigentlich ? Warum werden Kraft, Kreativität und Lebendigkeit bestraft ?( Denn nichts anderes ist Wut.) Weil jede Art von Rebellion unbequem ist. Weil fügsame Menschen leichter zu handhaben sind. Weil „brave“ Kinder pflegeleichter sind und besser in die Gesellschaft passen. Ein Kind, dem alle „bösen“ und unbequemen Gefühlsregungen wie Wut, Angst oder Trauer verboten werden, wird zu einem depressiven Teenager heranwachsen und zu einem Erwachsenen werden, der alle Gefühle dämpft und abzutöten versucht. Aber denke stets daran: Du kannst sie nicht alle töten.