Wir alle kennen diese eine berühmte Metapher für menschliche Persönlichkeitsentwicklung! Und haben diese Phrase bestimmt schon einige Male absichtlich überlesen, weil wir sie im Grunde nicht mehr sehen können. „Von der Raupe zum Schmetterling“. Natürlich ist das im Grunde ein faszinierendes Beispiel für Veränderung, Wachstum und Neugeburt, aber warum wird der eigentlich wichtigsten Phase, der Verpuppung so wenig Beachtung geschenkt? Die geheimnissvolle Verpuppung ist doch der entscheidende Schritt in der Entwicklung des Schmetterlings. Alle wollen stets die schnelle Entwicklung von einer scheinbar schwachen und „hässlichen“ Kreatur hin zu einem prachtvollen, bunten und wunderschönen Schmetterling. Niemand will in den Kokon. Niemand will so richtig in die Enge und Dunkelheit. Niemand will sein jetziges Leben so richtig aufgeben und scheinbar absterben. Niemand will die Ungewissheit und das temporäre Nicht-(sichtbar)-Sein. Niemand will so richtig bewusst die Zeit des Rückzugs, der Isolation, der Angst und Unsicherheit. Aber ganz genau DAS ist wahre Transformation. Das sich Aufgeben und Hingeben an das Ungewisse und Unbekannte. Das einfach geschehen lassen, das tiefe Vertrauen an Nichtwissen, an die Dunkelheit und an die völlige Entspannung. Im Grunde ist so ein Kokon ja eine Art Gebärmutter der Natur, also ein Ort, an dem die wahre Magie geschieht. So ein magischer Ort sollte geehrt und geschützt werden. Er ist nämlich ein zutiefst heiliger und göttlicher Raum.
Vom Bullshit, „ES“ zu erreichen oder „ES“ verpasst zu haben
Wir alle kennen das Pendel: Der ständige Blick in die Zukunft, gepaart mit der Hoffnung, dass das Glück dann endlich einkehrt. Ein neuer Job, die Traumfigur, die große Liebe, das neue Auto, der nächste Urlaub – die Liste der Wünsche scheint endlos. Doch ist dieses große Glück wirklich nur einen Schritt entfernt? Was ist dieses verdammte MEHR, nach dem so viele Menschen ein Leben lang streben? Dieses unaufhörliche Streben nach MEHR bewirkt am Ende (wenn es denn hier überhaupt ein Ende geben kann) nicht nur weniger, sondern ist vielleicht sogar die größtmögliche Barriere beim „einfach Glücklichsein“ im Hier und Jetzt. Im Grunde kann nämlich das gesamte Streben der gesamten Menschheit nach MEHR als das Streben nach Glück bezeichnet werden. Egal, ob es letztendlich getarnt ist, als ein Streben nach Geld, Ruhm, Macht, Besitz, Wissen, Familie, Weltfrieden, Anerkennung, Gerechtigkeit oder Gesundheit. Jedes Streben nach MEHR ist letztendlich also nur Mittel zum Zweck. Bei all unseren Bestrebungen und Bemühungen vergessen wir häufig nur eines: Der natürliche Zustand des Menschen IST bereits das Glücklichsein. Es wird im Laufe der Zeit lediglich vergessen, vergraben oder verdeckt. Das Leben des Glücks in uns wird ersetzt durch ein defizitäres Denken, Fühlen, Handeln und vor allen Dingen Wollen. Wir denken uns quasi so lange in alle möglichen Defizite hinein, bis wir sogar „Beweise“ finden für unsere Mängel, unser Schlechtsein, unsere Schwächen und unsere monströsen Schattenanteile. Der größte Beweis „unserer schlechten Natur“ ist am Ende das Unglücklichsein. Auch das Unglücklichsein tarnt seine Natur unter verschiedenen Namen: Angst, Schmerzen, Depressionen, Egoismus, Neurosen, Ausländerfeindlichkeit, Krankheiten, Verspannungen, Hysterie, Wut und Hass. Das Pendel der Hoffnung kann im Übrigen auch in Richtung Vergangenheit ausschlagen und dort ein „Ah-hätte-ich-doch-nur-damals-Szenario“ auslösen in unseren Köpfen. Dann wird statt Hoffnung eher Angst, Scham, Traurigkeit, Bedauern, Mutlosigkeit oder Wut produziert. Das Ergebnis der Gedanken, „ES“(das ganz große Glück) damals quasi verpasst zu haben ist allerdings ähnlich: Wieder fühlen wir uns schlecht, mangelhaft, ratlos und unglücklich. Erst wenn man das Pendeln zwischen Vergangenheit und Zukunft im eigenen Geiste sieht, fühlt und bewusst wahrnimmt, kann man zur Ruhe kommen und sowohl Ängste als auch Hoffnungen loslassen.
Trauma in der heutigen Schnelllebigkeit
Stell dir vor, du trägst einen Rucksack. Mit jedem neuen Tag füllst du ihn mit Aufgaben, Verpflichtungen und Erwartungen. Doch bei manchen Menschen ist dieser Rucksack schon von Geburt an oder durch einschneidende Erlebnisse schwerer beladen. Dieser zusätzliche Ballast sind Traumata – tief sitzende Wunden, die uns aus der Bahn werfen und unser Leben nachhaltig beeinflussen können. Ein Trauma ist mehr als nur eine schlechte Erinnerung. Es ist ein Ereignis oder eine Reihe von Ereignissen, die so überwältigend sind, dass unser Gehirn sie nicht vollständig verarbeiten kann. Die Folgen können vielfältig sein. In unserer heutigen Gesellschaft sind wir permanent unter Druck. Die Erwartungen an uns sind hoch, die To-do-Listen endlos und die Zeit scheint ständig davon zu laufen. Dieser ständige Leistungsdruck kann für Menschen mit einem Trauma zu einer zusätzlichen Belastung werden. Entspannung und Lebensfreude werden nach und nach zu absoluten Fremdworten. Ein Trauma hinterlässt oft tiefe Spuren, die sich auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene manifestieren können.
- Körperliche Symptome:
- Chronische Schmerzen
- Schlafstörungen (Albträume, Schlaflosigkeit)
- Erschöpfung
- Veränderungen des Appetits
- Magen-Darm-Beschwerden
- Herzrasen, Atemnot
- Verspannungen
- Immunschwäche
- Geistige Symptome:
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnislücken
- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
- Übermäßige Wachsamkeit
- Schwierigkeiten, sich zu entspannen
- Flashbacks (unwillkürliches Wiedererleben des Traumas)
- Seelische Symptome:
- Angstzustände
- Depressionen
- Schuldgefühle
- Scham
- Gefühl der Leere
- Isolationstendenzen
- Schwierigkeiten, Vertrauen aufzubauen
- Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jede Person mit einem Trauma alle diese Symptome zeigt. Die individuellen Reaktionen können sehr unterschiedlich sein und im Laufe der Zeit schwanken. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Symptome eines Traumas oft erst nach einiger Zeit sichtbar werden. Manchmal können Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen, bevor die Auswirkungen eines traumatischen Erlebnisses deutlich werden.
Woraus wird Mut geboren?
In einer Welt, die sich ständig verändert und uns vor neue Herausforderungen stellt, ist es wichtig, Wege zu finden, um Mut zu schöpfen, mutig voran zu schreiten, geerdet zu bleiben, Zuversicht zu bewahren und unsere Gefühle zu fühlen. Diese Aspekte sind essentiell für unser emotionales Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit.
Mut finden bedeutet, sich seinen Ängsten zu stellen und trotz Unsicherheiten voranzuschreiten. Es ist die Fähigkeit, sich Herausforderungen zu stellen und dabei authentisch zu bleiben. Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern das Handeln trotz Angst. Es ist eine Tugend, die in allen kulturellen und philosophischen Traditionen hochgeschätzt wird und als eine der sechs Grundtugenden gilt. Aber woraus genau wird Mut geboren? Jedenfalls nicht direkt aus der Angst heraus! Vielleicht aber aus Ehrlichkeit. Aus dem ehrlichen Eingeständnis heraus, dass man gerade verzweifelt ist, verunsichert und ängstlich. Dem ganz persönlichen Gefühlsbankrott heraus.
Erdung, oder das Gefühl der Verbundenheit mit der Welt um uns herum, ist ein weiterer Schlüssel zum emotionalen Gleichgewicht. Es hilft uns, im Hier und Jetzt zu bleiben und nicht von Sorgen über die Zukunft oder Bedauern über die Vergangenheit überwältigt zu werden. Erdung kann durch verschiedene Praktiken wie Meditation, Spaziergänge in der Natur oder einfache Atemübungen erreicht werden.
Gefühle zu fühlen, bedeutet, sich der eigenen Emotionen bewusst zu sein und sie anzuerkennen. Exakt so wie sie gerade sind. Es ist wichtig, sich selbst die Erlaubnis zu geben, alle Gefühle zu erleben, sei es Freude, Trauer, Wut oder Angst. Das Fühlen und Ausdrücken von Gefühlen ist ein wichtiger Teil der menschlichen Erfahrung und trägt zu einer gesunden Psyche bei.
Es gibt viele Kurse, Strategien und Techniken, die teilweise teuer verkauft werden. Letztendlich hilft aber nur die eigene Praxis des Durchfühlens aller angestauten Gefühle.
Die Suche nach Mut, Erdung, Stabilität und Zuversicht und dem Fühlen von Gefühlen ist eine Reise, die jeder von uns auf seine eigene Weise unternimmt. Es ist eine Reise, die Neugier und Ausdauer erfordert, aber auch eine, die mit unzähligen Belohnungen verbunden ist. Es ist eine Reise, die uns lehrt, das Leben in all seinen Facetten zu schätzen und zu genießen. Es ist eine weite Reise und ein Ankommen zugleich.
Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne
Extrem viele Frauen können sich oder zumindest Körper(an)teile an sich noch immer nicht leiden. Sie mäkeln an sich herum, sie quetschen sich in Bauch-weg Jeans, figurformende Bodys oder Shape Slips mit extra Formkraft. Tagsüber funktioniert das meist soweit sogut, aber was passiert mit der Gefühlswelt einer Frau, wenn im Schlafzimmer das Licht angeht und es ans Ausziehen geht?
Das künstlich gestützte und geschützte „Selbstbewusstsein“ fällt in sich zusammen und die Frauen fangen an, den Bauch einzuziehen und sich verdammt unwohl zu fühlen. Der Bauch wird beschimpft, bestraft, versteckt, verhüllt, aber selten belohnt, gestreichelt oder befragt. Dabei ist der Bauch nicht nur ein wertvoller Ratgeber, sondern auch ein riesiger Informationsspeicher und natürlich ein äußerst gemütliches Heim für das heranwachsende Leben darin. Zudem ist Bauch nicht gleich Bauch. Er kann hormonell bedingt sein, stressbedingt, postnatal oder durch nervöse Verdauungsprobleme aufgebläht sein. Bei vielen Frauen ist der Bauch eine Art „Vergangenheitsrucksack“, der nie so richtig ausgemistet wurde. Dort werden alte Emotionen wie Wut oder Schamgefühle abgespeichert, alte Traumata versteckt oder Alltagsfrust gehortet. Bei sehr vielen Frauen ist der Bauch eine totale Tabuzone. Das ständige Einziehen des Bauches kostet extrem viel Kraft. Wertvolle Lebenskraft geht verloren, die Lust wird gedeckelt und es stellt sich niemals ein gesundes Bauchgefühl ein, welches doch meist der beste Ratgeber im Leben ist. Eine Frau, die ihren Bauch ablehnt, wird es schwer im Leben haben, ganz und gar zu sich zu kommen und ihre Balance im Leben zu finden. Eine gesunde Selbstliebe und ein gesundes Körpergefühl sind das Fundament für Lebensglück, Liebesglück und für den Raum, den du liebe Frau ganz einnehmen darfst. Mit all deinem Sein, mit all deiner Präsenz, mit all deiner Stärke und mit all deinen Kurven. Ein entspannter Bauch ist ein Zeichen für Vertrauen und ganz Angekommen sein auf Erden in der ganzen Fülle des Seins.
Die Kunst des Loslassen
Texte, in denen das Wort LOSLASSEN vorkommt las ich schon lange nicht mehr bis zum Schluss. Seit einigen Tagen weiß ich auch warum. Der entscheidende Tipp kam bei einem Gespräch mit einem Maya Astrologen, der mir riet, endlich mal loszulassen vom vielen LOSLASSEN. Ich bin jemand, der so oft Dinge loslassen musste, dass ich praktisch Profi bin im Loslassen. Das war mir selbst gar nicht so bewusst ebenso wenig wie die Tatsache, dass viele Menschen ein falsches Bild oder falsche Vorstellungen vom Loslassen haben. Sie halten das ganze Prozedere für einen einseitig aktiven Prozess, bei dem sie quasi ins Bodenlose fallen und sich daher verständlicherweise fürchten und verkrampfen und umso mehr festhalten. Es mag durchaus vorkommen, dass es auch echte Fallschirmspringer unter den Loslassern gibt, die den Absprung von Erinnerungen, Orten, Menschen, Beziehungen oder Situationen schnell schaffen, aber die Regel ist das keinesfalls. Die meisten Menschen müssen das Loslassen quasi in kleinen Schritten erlernen, bis sie merken, dass es auch Freude bereitet und wie von Zauberhand geschieht. Am Ende lässt es dich los und du merkst, wie deine Lebenskraft wieder fließen kann und wie du wieder den ganzen Raum einnehmen kannst, der dir zusteht und nach dem du dich schon lange gesehnt hast.
Durch das Tor der Erschöpfung gehen
Mehr denn je wird jeder einzelne von uns fast täglich mit körperlicher, geistiger oder seelischer Erschöpfung konfrontiert. Wir spüren sie alle: die Antriebslosigkeit, die Winterdepression, die Konzentrationsprobleme, die Aggressivität, die Unlust oder die Schlafstörungen. Auf der körperlichen Ebene zeigen sich Verdauungsstörungen, Frauenleiden, Schilddrüsenprobleme, ständige Kopfschmerzen oder permanente Infekte. Unsere Seele weint und vermisst das zutiefst menschliche in uns. Wir haben weder Zeit noch Muße für unsere Phantasie, wahrhaftige Kommunikation, Sinnlichkeit, Selbstverwirklichung oder Kreativität. Menschliche Kontakte werden auf das notwendige „whatsappen“ beschränkt, die Kinder bewegen kaum mehr als den Daumen und alle scrollen sich müde bis in die tiefste Nacht hinein. Die kollektive Erschöpfung ist das Ergebnis der vergangenen Jahre (damit ist nicht nur die Plandemie gemeint) voller Ausbeutung, Dauerangst, Unsicherheit und permanenter Antreiberei zu Höchstleistungen. Lange schon befinden sich gefühlt 75% der Menschen im Überlebensmodus statt im Lebensfreudemodus. Das Hirn gibt den Takt an, der verspannte, müde Körper folgt und funktioniert, nur um nichts fühlen zu müssen. Zu fühlen bedeutet meistens große Gefahr. Gefahr, die tiefe Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Mutlosigkeit, Perspektivlosigkeit und Existenzangst zu spüren. Zu spüren, dass wir NICHTS wirklich wissen und NICHTS wirklich sicher und von Dauer ist. Bewusst durch das Tor der Erschöpfung zu gehen bedeutet ein kleines Stück Tod, ein großes Stück Hingabe und vor allen Dingen auch Aufgabe. Uns alle erwartet dort die Aufgabe etwas Neues in unser Leben zu lassen. Das Nicht-Tun und einfach Sein. Es erwartet uns ein unbekannter und doch vertrauter Raum. In diesem Raum begegnen wir uns selbst. Nackt und frei. In diesem Raum gibt es nichts zu tun, denn auf wundersame Weise ist alles da und alles am richtigen Platz.
Gewalt hat viele Gesichter
Hast du selbst schon mal Gewalt erfahren oder ist dir selbst schon mal „die Hand ausgerutscht“? Hand auf´s Herz. Auf einer Skala von 1-10: Wie hoch ist dein eigener Gewalt-Faktor im Leben? Damit meine ich, wieviel Gewalt musstest du bereits einstecken im Leben und wieviel Gewalt hast du ausgeteilt im Leben? Wo beginnt Gewalt überhaupt für dich?? Für die meisten Menschen beginnt echte Gewalt tatsächlich erst da, wenn es körperlich wird und um Prügel, Krieg oder echten Mißbrauch geht. Die wenigsten denken an Kinder, die aus einem vermeintlich guten Elternhaus kommen, in dem die Eltern stets nur das Beste woll(t)en für ihren Nachwuchs. Das sind Kinder, die quasi ständig bedroht, eingeschüchtert und kontrolliert werden mit verbalen Zurechtweisungen wie:“Wenn du nicht fleißig lernst, wird nie etwas aus dir“, „Zieh dich sauber an und mach dich nicht dreckig, sonst denken die Nachbarn, du wärst ein Schmuddelkind“, „Mach bloß keinen Ärger, sonst spielen die anderen Kinder nicht mit dir“. Gerade diese Eltern, die immer nur das Beste wollen für ihre Kinder sind auch jene, die wenig Zeit haben für ihre Kinder und deren echte emotionale Bedürfnisse. Statt Zeit, Respekt, Aufmerksamkeit, Geborgenheit und Sicherheit ernten diese Kinder Drill, Angst, Liebesentzug bei Nichtbefolgen der „gutgemeinten“ Ratschläge und Schuldgefühle, falls sie nicht spuren und funktionieren, wie die Eltern dies vorgesehen haben. Gerade Kinder tragen auch ein großes Bedüfnis nach Eigenständigkeit, Erkundung und Selbstbestimmung. Wird dieses chronisch nicht erfüllt, ausgebremst oder gar verboten, werden aus den Kindern kranke Erwachsene, die keinen echten Selbstwert haben und sich permanent gestresst, ängstlich, ungenügend und unsicher fühlen. Studien und Selbstversuche zeigen, dass Eltern ca. 30 x pro Tag das Wort „NEIN!“aussprechen. (das sind knapp 65.000 Neins und Verbote in den ersten 6 prägenden Lebensjahren)
Scheiss drauf oder Verdauung mal anders
Verdauungsprobleme wie Reizdarm, Durchfall, Krämpfe oder Verstopfung sind mittlerweile zu einem meist stillen Volksleiden geworden. Das Leiden der betroffenen Menschen ist oft so groß, dass sie nur noch schwer „am normalen Leben“ teilnehmen können. Was genau bedeutet Verdauung ? Um es ganz salopp in einem Satz zu erklären: Verdauen können bedeutet (aus)-sortieren können! Oder noch einfacher ausgedrückt:Was ist meins und ist für mich nützlich und was kann ich getrost ins Klo spülen? Die Verdauung ist ein lebensnotwendiger Vorgang, bei dem mit Hilfe von Enzymen und Körpersäften Energie gewonnen wird aus dem Nahrungsbrei bzw.neues Körpergewebe aufgebaut wird. Doch halt, hier will ich nicht über die Verdauung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen sprechen, sondern über die Verdauung von (äußeren) Eindrücken. Die meisten körperlichen Beschwerden haben nämlich eine lange Vorlaufzeit und haben sich nicht von heute auf morgen entwickelt, sondern haben sich schleichend über Jahre ausgebildet. Um zu verstehen, wievielen Eindrücken wir ausgesetzt sind, reicht dieser Satz:“Früher sind dem Menschen in seinem gesamten Leben nicht so viele Menschen begegnet, wie heute bei einem einzigen Besuch im Einkaufszentrum.“ Es geht also um Eindrücke, die wir allein über Nase, Ohren und Augen aufnehmen und die alle „verdaut“ werden werden müssen. Jeder Sinnesreiz ist ein Reiz im empfindlichen Nervensystem. All diese Reize und Eindrücke sind einfach viel zu viel. Den meisten Menschen ist die simple Tatsache einfach nicht bewusst, wieviel Müll sie schlucken und wieviel Überflüssiges sie sich tagtäglich einverleiben. Jedes Deo, Shampoo, Duschgel, Getränk, jede Creme, soll zu einem“Erlebnis“ werden. Alles enthält künstliche Duftstoffe, Aromen und Zusätze, die nach Erdbeer, Pfirsich, Mango, Kokos, Limette und am besten gleich nach Orient „duften“. Jeder Tee, jede Slipeinlage, jedes Waschpulver, jedes Raumspray, jedes Putzmittel, jede Packung Chips und nahezu jedes Lebensmittel ist irgendwie aromatisiert und soll irgendwie etwas mit uns machen. Genauso ist es mit dem Lärm und mit all dem Müll, den wir täglich am Smartphone/PC schlucken. Wir werden erschlagen mit unnützer Werbung, Angstmacherei, Angeboten, Informationen und Nachrichten. Jeder verdammte Klick eröffnet ein neues Feld an Möglichkeiten und stellt uns vor die Qual der Wahl. Und genau das bedeutet Verdauung: Du musst zuerst einen Eindruck aufnehmen, ihn beurteilen nach zuträglich und nützlich, ihn dann verarbeiten und einbauen oder eben den Rest (das Unverdauliche) ausscheiden. Da wir so dermaßen vielen Eindrücken ausgesetzt sind, auf die wir keinen Einfluss haben, ist es wahrlich nicht verwunderlich, dass die Menschheit quasi erschlagen wird von Reizen und nicht mehr hinterherkommt mit dem Aussortieren. Hinzu kommt die individuelle Verdauung von Gefühlen, Stress und unterdrückten Emotionen. All diese Belastungen werden oftmals völlig übergangen, aber sie sind die Hauptursache für die zunehmenden (Lebensmittel)-unverträglichkeiten und Verdauungsprobleme.
Menschheit „to go“
Jedes Mal, wenn ich ein Geschäft betrete und dabei ist es egal, ob das ein (Bio)-Supermarkt, eine Bäckerei, eine Drogerie oder ein gesamtes Einkaufszentrum ist, stelle ich extrem schnell fest, dass mir alles ganz schnell Zuviel wird dort. Neben dem Überangebot an Produkten (Wer braucht wirklich diese 50 Sorten Deo oder 30 Sorten Brot ??) irritieren mich die zu strark einparfümierten Menschen „to go“. Sie eilen permanent irgendwohin. Und warum sind sie immer noch bereit diese Preise zu zahlen? 4,85 € (!) für einen Caramel-Cappuccino („to go“ NATÜRLICH). Wir reden hier von einem Schluck Billigkaffee, bißchen Milchschaum, der schneller in sich zusammenfällt, als man bezahlen kann und einem Schuß gefärbten Zuckersirup. Es ist schön, wenn das Leben viele Möglichkeiten bietet, aber können diese ganzen Wahlmöglichkeiten nicht auch mal zu viel werden? Ist das noch normal, dass es jetzt Automaten Guides gibt an den Fahrkartenautomaten der deutschen Bahn? Ist es normal, dass die Menschheit wie ferngesteuert am Smartphone Bildschirm klebt? Ist der Sog, dem wir alle ausgeliefert sind wirklich so allmächtig? Und trotz allem Überflusses spricht die eine Hälfte der Menschheit von Zusammenbruch und Katastrophen und die andere Hälfte von Aufbruch und Aufstieg in eine neue Dimension. Wir taumeln täglich zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Lust und Last, zwischen 1,30€ und 3,10€ für ein einfaches Croissant und zwischen (Atom)-Krieg und Regenbogenparade. Wir müssen unsere ganz individuelle „Wahrheit“ finden zwischen „Fake News“ und „Fucking Reality“. Es ist alles nicht mehr so einfach, wie es mal schien. Ich persönlich danke dem Herren (der Herrin???) für jeden Tag, den ich am Strand verbringen darf, weil ich in Ostseenähe lebe oder auf meinem fuckin´ alten Sofa zu Hause. Sit in silence satt.