Der Zeitlupencrash

Wir alle kennen diese Zeitlupenszenen aus Filmen, in denen ein Mensch vom Auto angefahren wird und der Körper dann in Zeitlupentempo durch die Luft geschleudert wird. Jedem ist sofort klar, dass ein Aufprall auf dem Asphalt nicht mehr zu vermeiden ist. Der Aufprall wird geschehen. Der Körper wird mit voller Wucht aufschlagen, der Kopf wird aufschlagen, das Blut wird spritzen, die Knochen werden brechen und die Bewusstlosigkeit wird eintreten. Überleben fraglich. In Arzt-und Dramaserien folgen Blaulicht, Sirenen, Wiederbelebung und spannende Operationen. Oft gab es vor der besagten Unfallszene eine Flucht, eine Unaufmerksamkeit, eine wilde Verfolgungsjagd, überhöhten Alkoholkonsum oder irgendein Daily Drama. So einen Zeitlupencrash gibt es nicht nur in Filmen, sondern durchaus auch im wahren Leben. Nicht immer ist das Drama so blutig, spektakulär, körperlich und laut. Manchmal sind es auch nicht nur Sekunden oder Minuten, in denen sich so ein Zusammenbruch anbahnt. Oft ist es ein jahrelanger eher seelischer Zusammenbruch, der sich am Ende nicht vermeiden lässt. Manchmal ist es eine Schockdiagnose beim Arzt, gelegentlich ein Todesfall in der Familie, ein Jobverlust oder eine Scheidung. Viele Menschen versuchen einen Totalzusammenbruch so lange wie möglich hinauszuzögern. Sie kämpfen um jeden Preis, beißen die Zähne zusammen, halten durch, gehen krank zur Arbeit, ignorieren körperliche Schmerzen und betäuben sich. Niemand mag Zusammenbrüche, Niederlagen, Ungewissheit, Krankheiten oder Unfälle, denn sie fühlen sich oft wie eine Vollbremsung an mit ungewissem Ausgang. Und doch lerne ich immer mehr Menschen kennen, die schwere Zusammenbrüche nicht nur überlebt haben, sondern am Ende sogar dankbar daraus hervorgegangen sind. Bei vielen Menschen, die durch schwere Krisen gehen mussten, folgt ein Wertewandel, ein spirituelles Erwachen, eine Neuordnung, mehr Präsenz und ein innerliches Wachstum.

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